Erstes Wiedersehen seit 2006

Erstes Wiedersehen seit 2006   |   Quelle: Oberhessische Presse

Hoffnungsvoll geht es in den dritten Neuanfang


2006 wurde die Familie Kpakou nach Togo abgeschoben. Eine Tochter,die inzwischen 27-jährigeCelestine, ist seit einigen Wochen wieder in Deutschland und darf hier auch bleiben als frischgebackene Ehefrau.

Das Foto ist ein bisschen unscharf, doch dokumentiert es für die Familie Kpakou ein ganz wichtiges Ereignis, es entstand wenige Sekunden nach dem Wiedersehen von Vater Christoph und Tochter Celestine am Flughafen.
Das Foto ist ein bisschen unscharf, doch dokumentiert es für die Familie Kpakou ein ganz wichtiges Ereignis, es entstand wenige Sekunden nach dem Wiedersehen von Vater Christoph und Tochter Celestine am Flughafen.
© Privatfoto


Cölbe. „Ich bin froh, wieder hier zu sein“, sagt Celestine Kpakou. „Auch wenn es manchmal ein bisschen einsam ist.“ Einsamkeit kannte sie früher nicht. Sie ist in einer Großfamilie aufgewachsen.

Celestine war sieben Jahre alt, als sie und ihre Familie aus Togo nach Deutschland flüchteten. Ihr Vater Christoph Kpakou wurde in seiner Heimat politisch verfolgt. In Cölbe fand die elfköpfige Familie ein neues Zuhause. Die Kinder besuchten verschiedene Schulen, lernten Deutsch, waren in Vereinen aktiv, hatten Freunde und Berufsvorstellungen.

Alles schien in geregelten Bahnen zu laufen. Ein Asylantrag der Familie wurde zwar abgelehnt, sodass die Angst vor Abschiebung sie immer begleitete, aber 13 Jahre passierte nichts. Bis zum Spätsommer 2006, als sich das Leben der Kpakous schlagartig veränderte.

Zunächst wurden größtenteils die Kinder nach Togo abgeschoben. Anfang Oktober mussten die Mutter, eine Tochter und zwei Kleinkinder ebenfalls ihre liebgewonnene Heimat in Deutschland verlassen.

Visum nach Hochzeit
Zurück blieb Vater Christoph Kpakou, weil er schwer krank war. Bis heute lebt er in Cölbe. Allein, fernab von seiner Familie. Er ist ebenso auf die Unterstützung und Hilfe von Freunden angewiesen wie seine Familie in Togo, der es anfangs sehr schwerfiel, sich zurechtzufinden.

Erst mit den Jahren fanden die Kinder einen Ausbildungsplatz. Celestine machte eine Ausbildung zur Schneiderin, aber die Perspektiven waren schlecht.

Im Herbst 2012 lernte Celestine einen Mann kennen, der ihr gefiel und von dem sie sich verstanden fühlte. Er ist Togoer, lebt aber seit Jahren in Deutschland und war damals zu Besuch in seiner Heimat.

Die beiden verstanden sich und ein knappes Jahr später heirateten sie. Damit war für Celestine der Weg für eine Rückkehr nach Deutschland geebnet. Sie erhielt ein Visum und am 13. Dezember vergangenen Jahres kehrte sie nach Deutschland zurück.

Mit ihrem Mann lebt sie nun im pfälzischen Frankenthal, einer Stadt in der Nähe von Mannheim. „Mein Mann arbeitet in einer Fabrik, und Freunde habe ich hier noch nicht gefunden“, erzählt sie. So verlaufen ihre Tage recht ruhig und einsam. Oft muss sie an ihre Familie in Afrika denken, aber sie ist froh, dass sie zurück in Deutschland ist.

Gerade begann sie einen Kurs an der Volkshochschule, um sich für die Tagespflege von Kindern zu qualifizieren. Celestine freut sich, den Kurs machen zu können:
„Ich kann gut mit Kindern umgehen“, sagt die 27-Jährige. Aber sie hofft auch, dort Menschen kennenzulernen und Freunde zu finden.

Ihre Freunde in Cölbe und Umgebung hat sie seit ihrer Rückkehr schon besucht und natürlich auch ihren Vater. „Ihm geht es gut“, erzählt sie. „Er sieht viel besser aus als auf den Fotos, die mir nach Afrika geschickt wurden.“ Doch Celestine weiß, dass er sich einsam fühlt.

„Es wäre schön, wenn meine Mutter bei ihm sein könnte“, sagt sie. Doch das erscheint unmöglich. Sie darf nur nach Deutschland zurückkehren, wenn Christoph Kpakou für sie Unterhalt zahlt. „Das kann er aber nicht, weil er nicht arbeiten kann“, erzählt Celestine.

Realschulabschluss wäre eine tolle Sache
Sie selbst würde gern Geld verdienen und zum Unterhalt ihres Mannes etwas beisteuern. Mit ihrer Ausbildung zur Schneiderin kann sie in Deutschland wenig anfangen. Gern würde sie ihren Realschulabschluss nachholen, „aber dann verdiene ich kein Geld“, sagt Celestine. Sie hofft, auch so eine Ausbildung machen zu können. Auf jeden Fall ist ihr eine Berufsausbildung wichtig, um zu arbeiten.

Und was wünscht sie sich sonst noch für die Zukunft? „Ich möchte nie wieder Angst vor Abschiebung haben. Und am schönsten wäre es, wenn die ganze Familie wieder in Deutschland vereint wäre.“


von Heike Horst

Quelle und Originalartikel OP-Marburg online

 

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