CHRONIK

1993:
Der Vater, Christopher Kpakou, kommt als politischer Flüchtling nach Deutschland.

1995:
Seine Frau Rejoice De Souza kommt mit einem Teil der Kinder ebenfalls nach Deutschland.

bis Sommer 2006:
Die 11-köpfige Familie lebt in Cölbe, immer wieder bedroht durch Abschiebeankündigungen, da ihr Asylantrag endgültig abgelehnt ist. Inzwischen besuchen die Kinder verschiedene Schulen und sind gut integriert. Entsprechend der alten Gesetzeslage werden Duldungen nur für maximal drei Monate erteilt, was eine Erwerbstätigkeit erheblich erschwert und bei allen Familienmitgliedern einen erheblichen psychischen Stress verursacht. Trotz dieser Schwierigkeiten kann die Familie ihren Lebensunterhalt weitgehend unabhängig von den Sozialsystemen bestreiten. Der hessische Innenminister führt verschärft Abschiebungen durch, wohlwissend, dass es im November 2006 zu einer neuen Bleiberechtsregelung für langjährig geduldete Flüchtlinge kommen wird. Opfer dieser menschenverachtenden Politik wird u.a. Familie Kpakou.

18. September 2006:
Die Familie wird schon in Deutschland getrennt und die Kinder – zum Teil noch nicht volljährig - alleine nach Togo verfrachtet.

3. Oktober 2006:
Die Mutter, eine Tochter und zwei Kleinkinder werden ebenfalls nach Togo abgeschoben. Der Vater war dem Abschiebestress gesundheitlich in keiner Weise gewachsen und ist bis heute – schwerkrank – alleine in Deutschland.




Der Vater - November 2006:
Herr Kpakou muss sich einer schweren Operation unterziehen. Er wird von Freunden und Bekannten unterstützt.

April 2007:
Er lebt in einer kleinen Wohnung in Cölbe und wird nach wie vor von Freunden und Bekannten und dem Unterstützerkreis begleitet und betreut, da er körperlich und psychisch hilfebedürftig ist.

August 2007:
Die Bundesregierung verabschiedet eine neue Bleiberechtsregelung für langjährig geduldete Flüchtlinge. Herr Kpakou fällt nun unter die neue Regelung und wird in Deutschland leben dürfen, während seine Familie, die er dringend zur Unterstützung brauchen würde, in Togo ist.

Sommer 2008:
Die gesundheitliche Situation des Vaters ist unverändert, die seelische Belastung nach wie vor groß.

Februar 2009:
Ein Asylfolgeantrag, der auf Grund der schweren Erkrankung gestellt wird, ist leider erfolglos. Christopher Kpakou hat damit nach wie vor keine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung, die jedoch die Voraussetzung für eine Familienzusammenführung ist.



Die Familie - Herbst 2006:
Die Kinder werden nach ihrer Ankunft in Lomé zunächst widerstrebend von einem entfernten Verwandten des Vaters aufgenommen. Nachdem der Rest der Familie auch nach Lomé abgeschoben wird, muss eine zweite Unterkunft organisiert werden. Es gibt eine große Welle der Solidarität in Marburg. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene setzen sich für die Familie ein (Demonstrationen, Petitionen, Gespräche mit Politikern). Die Presse berichtet täglich über diesen Fall. Dank der Spender und Dank der Seemannsmission in Lomé kann sich die Familie medizinisch versorgen und ihren Lebensunterhalt bestreiten.Was diese sachlichen Daten nicht ausdrücken, ist das Leid der Kinder, die Desorientierung, die Sprachprobleme, der Kulturschock und die bittere Enttäuschung, dass sie aus ihrer „Heimat“ vertrieben wurden.

Frühjahr 2007:
Nur durch Spenden gelingt es der Familie eine gemeinsame Wohnung zu finden. Die zwei schulpflichtigen Kinder können ebenfalls Dank der Spenden eine Schule besuchen und in Ansätzen ist die Familie dabei sich eine Existenzgrundlage zu schaffen.

Sommer 2007:
Die Existenzgründung bedarf weiterhin der finanziellen Unterstützung. Auch nach einem Jahr, in dem sich die Familie der neuen Situation gestellt und sich damit auseinander gesetzt hat, die jedoch offensichtlich eine Rückkehr nach Deutschland und eine Familienzusammenführung dort ausschließt, vermissen sie ihren Vater, Großvater und Ehemann, ihre Freunde, die Schule und ihre vertraute Umgebung in Deutschland. Die Abschiebung, die sie erfahren mussten bedeutet eine absolute Bedrohung ihrer Existenz. Die Gründung einer neuen Existenz ist äußerst schwierig und wäre ohne Unterstützung von außen, vor allem durch die vielen Spender nicht möglich.

Bis Sommer 2008:
Bis jetzt haben alle einen Ausbildungsplatz gefunden, bzw. die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule. Die Ausbildungen werden voraussichtlich noch zwei Jahre dauern, dann gibt es Abschlussprüfungen und die Hoffnung auf eigene Existenzen. Die Rückkehr der Familie nach Deutschland ist nach der aktuellen Lage nicht wahrscheinlich.



Frühjahr 2009:
Nach der Ausstrahlung der Dokumentation „Die Weggeworfenen – Geschichte einer Abschiebung“ im ZDF, die von den ZEIT-Redakteuren Anita und Marian Blasberg und deren Kameramann und Regisseur Lutz Ackermann gedreht wurde, gibt es eine bundesweite Solidarisierung mit der Familie. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest die Ehefrau und Mutter, Rejoice mit den noch minderjährigen Kindern nach Deutschland zu dem schwer kranken Ehemann und Vater noch in diesem Jahr zurückkehren kann.
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