Traurigkeit wird mit Lachen bekämpft


Wiedersehen nach knapp acht Jahren

Traurigkeit wird mit Lachen bekämpft

Das Jahr 2014 ist für die Familie Kpakou nach ihrer Abschiebung 2006 ein Jahr der Hoffnung. Erst kehrt Tochter Celestine zurück nach Deutschland, jetzt durften sich Vater Christopher und Mutter Rejoice endlich wieder in die Arme schließen.
 
 
Familie Kpakou bei der GEW in Marburg: Jotis-Kekeli und Celistine (hinten), Christopher und Rejoice.
Familie Kpakou bei der GEW in Marburg:
Jotis-Kekeli und Celistine (hinten), Christopher und Rejoice.
© Thorsten Richter
 


Cölbe. Fast acht Jahre gingen ins Land, ehe sich Rejoice und Christopher Kpakou wiedersehen durften. Eine Tortur für die Eheleute. Während Rejoice 2006 mit ihren Kindern nach Togo abgeschoben wurde, verblieb ihr Mann aufgrund seines gesundheitlichen Zustands in Deutschland. Auch wenn die Mundwinkel von Christopher dieser Tage immer nach oben zeigten, sein Gesichtsausdruck pures Glück verriet, so zeigte der Rest der Körpersprache doch auch sehr deutlich, dass er keineswegs ein gesunder Mann ist.

Und das ist auch der Grund, warum er nicht bei seiner Familie sein kann, die mittlerweile in Ghana lebt, einem Land in dem Christopher als ehemaliger togolesischer Oppositionspolitiker nichts zu befürchten hätte. Doch lässt sein Gesundheitszustand diesen Umzug nicht zu, zumal er dort nicht die medizinische Unterstützung erwarten könne, die ihm hier in Deutschland zuteil wird. Und so hat er mittlerweile auch uneingeschränktes Bleiberecht erhalten. Deshalb durfte seine Frau jedoch noch lange nicht wieder zurückkehren, um ihm bei Seite zu stehen.

 
Unterstützerkreis engagiert sich vom ersten Tag an
Diesen Part übernahmen nach wie vor vom ersten Tag nach der Abschiebung an die Mitglieder des Unterstützerkreises der Familie hier im Landkreis. Und ihrer Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass die Familie zunächst in Togo, dann in Ghana nicht auseinanderfiel - denn sie hatte nichts und wurde insbesondere in Togo als „Deutschlandrückkehrer“ aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Nun konnten endlich die Voraussetzungen geschaffen werden, dass Rejoice endlich ein Einreisevisum erhielt, um ihren Ehemann zu besuchen. Mit dabei ist ihr einziger noch minderjähriger Sohn Jotis-Kekeli.

Für ihn ist der „Urlaub“ in Deutschland wie ein Nachhausekommen. Und er fand sofort Anschluss. Über Veronika Rabe, die an der Theodor-Heuss-Schule unterrichtet, durfte er nach Absprache mit der Schulleitung nach den Osterferien am Unterricht einer achten Klasse teilnehmen.

Auch erhielt der musikbegeisterte Jotis-Kekeli in der Marburger Musikschule Unterricht im Keyboard spielen. Und auch sportlich durfte er auf Vermittlung von Lothar Potthoff beim TSV Niederweimar mit trainieren. „Ja, ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt Jotis-Kekeli. Die Schulklasse hat ihn sofort in Beschlag genommen. Wenn er mal Schwierigkeiten hat, etwas fachlich zu verstehen, etwa wenn es in Biologie um Fachausdrücke geht, versuchen die Mitschüler, ihm es auf Englisch verständlich zu machen.


Hoffnung auf ein Leben in Deutschland
Und Mutter Rejoice? Sie ist einfach mal glücklich. Und genießt es. Das hat sie sich auch mehr als redlich verdient. Lastete in den vergangenen Jahren auf sie die große Verantwortung, ihren Kindern praktisch als alleinstehende Mutter einen guten Start ins Erwachsenenleben zu geben. „Ja es gab oft Zeiten, in denen wir ganz unten waren“, sagt sie. Doch Aufgeben kam für sie nicht in Frage. Und so entwickelte sie eine Methode, die schlimmen Gedanken, und aufkommende Depressionen zu vertreiben. Sie fing einfach an zu lachen. Und lachte und lachte. Und weil ihr Lachen einfach ansteckend ist, finden auch die übrigen Familienmitglieder an zu lachen und schöpften daraus wieder neue Kraft.

Sie weiß, ihr Besuch ist bald zu Ende. Der Abschied wird sicher schwerfallen. Doch er kann dieses Mal wenigstens genommen werden, nicht so wie 2006 als alles drunter und drüber ging und niemand von dem Schicksal des anderen wusste.

Und sie wird mit der Hoffnung nach Afrika fliegen, dass es weiterhin viele Menschen hier gibt, die alles dafür tun, dass sie eines Tages dauerhaft nach Deutschland kommen darf, etwa wenn sie eine Arbeitsstelle findet, die ihr, ihrem Mann und auch Jotis-Kekeli ein Auskommen sichert.


Dankbarkeitsbekundungen bei Empfang
Dass sie jetzt hier sein durfte, ist vielen verschiedenen Menschen zu verdanken, auch politischen Fürsprechern wie Sören Bartol und letztendlich dem auswärtigen Amt, das grünes Licht für ein Visum gab.

Bei einem Empfang in den Räumen der GEW am Schwanhof für Freunde, Förderer und Unterstützer der Familie Kpakou nutzte Rejoice Kpakou die Gelegenheit, ihren tief empfundenen Dank zum Ausdruck zu bringen. Dabei zeigte sie auch keine Berührungsängste gegenüber Marburgs Oberbürgermeister Egon Vaupel, der sich mit den Besuchern und der Familie freute. Dr. Theodora Dimitroulia-Kohlhaas vom Unterstützerkreis, dankte ihren Mitstreitern für Spenden, Zeit und Treue zur Familie Kpakou.

von Götz Schaub
 
 
Quelle: http://www.op-marburg.de/Lokales/Nordkreis/Traurigkeit-wird-mit-Lachen-bekaempft
 
 
 

Endlich Ferien vom sieben Jahre langen Alptraum

Endlich Ferien vom sieben Jahre langen Alptraum


Rejoice und Jotis-Kekeli Kpakou sind zu Besuch in Marburg. Nach sieben Jahren und sieben Monaten durfte Christopher Kpakou seine Frau und seinen mittlerweile 14-jährigen Sohn in seine Arme schließen.


 
Rejoice und ihr Sohn Jotis-Kekeli freuen sich, dass ihr Deutschland-Besuch Wirklichkeit wurde. Die vergangenen Wochen verbrachten sie mit Christopher Kpakou in Marburg. Foto: Thorsten Richter
Rejoice und ihr Sohn Jotis-Kekeli freuen sich, dass ihr Deutschland-Besuch Wirklichkeit wurde.
Die vergangenen Wochen verbrachten sie mit Christopher Kpakou in Marburg.
Foto: Thorsten Richter
© Thorsten Richter




Cölbe. Das Glück ist nur von begrenzter Dauer. Aber jeder Augenblick wird genossen. Rejoice Kpakou wurde es erlaubt, mehr als sieben Jahre nach der Abschiebung ihrer Familie, ihren Ehemann zu besuchen, der damals bis zum heutigen Tag aufgrund seines Gesundheitszustandes allein in Deutschland zurück blieb. Rejoice kam nicht alleine aus ihrer derzeitigen Heimat Ghana, sondern mit Sohn Jotis-Kekeli. Und sie traf ihre Tochter Celestine wieder, die seit 2013 wieder in Deutschland lebt. Am Freitag organisierte der Unterstützerkreis der 2006 abgeschobenen Familie ein Treffen mit alten Freunden, Unterstützern und Menschen, die sich für diese Familienzusammenführung auf Zeit eingesetzt haben.

Für die Unterstützer der Familie, die aus dem gesamten Landkreis kommen, war es Freude pur, Rejoice und Christopher Kpakou endlich wieder vereint zu sehen. Dass diese Begegnung möglich wurde, ist dem Einsatz vieler Menschen zu verdanken und ein großer Sieg der Menschlichkeit.



von Götz Schaub
Quelle: http://www.op-marburg.de/Lokales/Nordkreis/Endlich-Ferien-vom-sieben-Jahre-langen-Alptraum

Celestine fängt wieder von vorn an

Rückkehrerin   |   Quelle: Oberhessische Presse 


Sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, doch schließlich fand Celestine Kpakou einige Worte: „Ich möchte mich ganz herzlich bei euch bedanken - es ist einfach überwältigend“.



Celestine Kpakou ist zurück in Deutschland – mit Vater Christopher (links) und Ehemann Arnaud erlebte sie eine Feier im Kreise ihrer Unterstützer.
Celestine Kpakou ist zurück in Deutschland – mit Vater Christopher (links) und Ehemann Arnaud erlebte sie eine Feier im Kreise ihrer Unterstützer.
© Thorsten Richter


Marburg. Rund zwei Monate nach ihrer Rückkehr nach Deutschland richtete sie diesen Dank an ihre Freunde und Unterstützer, die sich bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Schwanhof versammelt hatten, um ihre Wiederkehr zu feiern. Einige von ihnen sah Celestine zum ersten Mal nach sieben Jahren.

Im Jahr 2006 war Celestine gemeinsam mit ihrer Familie in ihr Geburtsland Togo abgeschoben worden - nach 13 Jahren, in denen sie sich ein Leben in Cölbe aufgebaut hatten. „Es war eine Sache von Minuten, nicht von Stunden“, sagt die heute 27-Jährige über den Moment, in dem die Polizei plötzlich vor der Tür stand und die Familie anwies, ihre Sachen zu packen. „Ich habe nur unnützes Zeug mitgenommen - einen Haufen von Winterjacken“, erinnert sie sich. Sie habe sich gefühlt „wie ein Schwerverbrecher“.

Erst in Togo angekommen, erfuhr die Familie davon, dass Vater Christopher Kpakou in Deutschland war. Aufgrund einer schweren Erkrankung durfte er bleiben. Doch auch aufgrund der Trennung sei „die Familie an der Abschiebung fast zerbrochen“, sagt Celestine.




Erst nach einer gewissen Zeit der Verarbeitung rückte sie wieder näher zusammen. Dennoch „hatten wir nichts“, schildert sie die Zeit in Togo. „Und niemand wollte uns glauben, dass das in einem so perfekten Land wie Deutschland möglich ist.“

Nur durch die Unterstützung des Internationalen Kontaktkreises Asyl, der sich schon nach der Ankunft der Familie Kpakou 1993 in Niederweimar gegründet hatte, kann sie sich über Wasser halten. „Essen, Strom, Wasser, Krankenhaus - das wurde uns alles bezahlt“, erzählt Celestine. Ihren Freunden und dem Kontaktkreis sei sie daher „sehr dankbar dafür, dass sie uns in den vielen Jahren nie aufgegeben haben“. Nicht nur mit Geld, sondern auch durch persönliche Kontakte über Telefon, Skype oder Facebook sei sie immer unterstützt worden.



Durch die Hochzeit mit ihrem deutsch-togolesischen Mann Arnaud kehrte sie nun zurück nach Deutschland und „muss jetzt wieder bei Null anfangen“ - ohne Mutter und Geschwister. Die Rückkehr ihrer restlichen Familie ist für Celestine weiterhin „ein großer Traum“.

Am Samstag jedoch überwog die Freude über das Wiedersehen mit vielen Menschen, die sie jahrelang nicht sehen konnte. „Celestine ist wieder da - das wollen wir feiern“, sagte Kontaktkreis-Vorsitzende Wiltrud Lambinet-Potthoff, die es „gar nicht glauben“ konnte, ihr plötzlich gegenüberzustehen. „Es war einfach ein toller Moment“, so Lambinet-Potthoff. Auch Familienvater Christopher Kpakou war anwesend und nach eigener Aussage „sehr glücklich“. Doch in einem Moment übermannten auch ihn die Tränen, bei den Worten seiner Tochter: „Ich will, dass auch meine Mutter und meine Geschwister meinen Vater wiedersehen können“, sagte sie. Der Unterstützerkreis arbeitet laut Lambinet-Potthoff weiterhin an einer Besuchserlaubnis für Celestines Mutter und Bruder Panajotis. Knackpunkt ist dabei eine fehlende „Verpflichtungserklärung“, bei der sich eine Person zur Übernahme aller durch sie in Deutschland anfallenden Kosten bereit erklären muss. Auch die Kosten einer erneuten Ausreise müssen getragen werden.

von Peter Gassner


Quelle: Originalartikel auf OP-Marburg.de
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